Digitalisierung im Einkauf:
Die Revolution der Beschaffung

Joshua Weißenberger - Kivanc Karakoc | Sourcing & Consulting

Joshua Weißenberger
CONSULTANT & INTERIM MANAGER SUSTAINABILITY & PURCHASING

Digitalisierung im Einkauf

Die Digitalisierung hat in den letzten Jahren nahezu alle Bereiche der Wirtschaft durchdrungen und revolutioniert. Besonders bemerkenswert sind die Auswirkungen der Digitalisierung im Einkauf. In einer zunehmend globalisierten und digitalisierten Welt stehen Unternehmen vor der Herausforderung, ihre Einkaufsprozesse effizienter, transparenter und kostengünstiger zu gestalten. Dieser Beitrag beleuchtet die verschiedenen Aspekte der Digitalisierung im Einkauf und zeigt auf, welche Chancen und Herausforderungen sie mit sich bringt. Darüber hinaus werden konkrete Praxisbeispiele vorgestellt, die die Vorteile und Anwendungsfelder der Digitalisierung im Einkauf verdeutlichen.

Was bedeutet Digitalisierung im Einkauf?

Die Digitalisierung im Einkauf bezieht sich auf den Einsatz digitaler Technologien, um traditionelle Einkaufsprozesse zu optimieren und in die digitale Welt zu transformieren. Dies umfasst die Automatisierung von Bestellprozessen, die Integration von Lieferantenportalen, die Nutzung vonE-Procurement-Systemen sowie den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und Big Data, um bessere Entscheidungen treffen zu können. Ziel ist es, die Effizienz zu steigern, Kosten zu senken und die Transparenz in der Lieferkette zu erhöhen.

Ein klassisches Beispiel für die Digitalisierung im Einkauf ist die Einführung von E-Procurement-Systemen. Diese ermöglichen es Unternehmen, ihre Beschaffungsprozesse vollständig digital abzuwickeln, von der Bestellung über die Rechnungsstellung bis hin zur Zahlung. Durch die Automatisierung dieser Prozesse können Unternehmen nicht nur Zeit und Kosten sparen, sondern auch Fehler reduzieren und eine höhere Transparenz in ihren Einkaufsaktivitäten erreichen.

E-Procurement-Systemen

Die Vorteile der Digitalisierung im Einkauf

Die Digitalisierung im Einkauf bietet eine Vielzahl von Vorteilen, die sich sowohl auf die internen Abläufe eines Unternehmens als auch auf die Zusammenarbeit mit Lieferanten auswirken. 

Effizienzsteigerung: Durch die Automatisierung von Routineaufgaben, wie der Bestellabwicklung oder der Rechnungsprüfung, können Unternehmen ihre Effizienz erheblich steigern. Mitarbeiter haben dadurch mehr Zeit, sich auf strategische Aufgaben zu konzentrieren.

Kostensenkung: Die Digitalisierung im Einkauf ermöglicht es Unternehmen, ihre Beschaffungskosten zu senken. Durch den Einsatz von E-Procurement-Systemen können Preise automatisch verglichen und günstigere Angebote ausgewählt werden. Zudem reduzieren sich die Transaktionskosten durch automatisierte Prozesse.

Transparenz: Digitale Technologien bieten eine höhere Transparenz über die gesamte Lieferkette hinweg. Unternehmen können in Echtzeit den Status ihrer Bestellungen überwachen und schnell auf Veränderungen reagieren. Dies minimiert das Risiko von Lieferengpässen oder Verzögerungen.

Verbesserte Lieferantenbeziehungen: Die Digitalisierung im Einkauf ermöglicht eine engere Zusammenarbeit mit Lieferanten. Durch den Einsatz von Lieferantenportalen können Informationen schnell und einfach ausgetauscht werden, was zu einer besseren Kommunikation und einer stärkeren und vertieften Partnerschaft führt.

Herausforderungen der Digitalisierung im Einkauf

Trotz der zahlreichen Vorteile bringt die Digitalisierung im Einkauf auch einige Herausforderungen mit sich. Unternehmen müssen sich auf diese Herausforderungen vorbereiten, um die vollen Potenziale der digitalen Transformation ausschöpfen zu können.

Sicherheitsrisiken

Technologische Komplexität: Die Implementierung digitaler Systeme im Einkauf kann komplex sein und erfordert oft eine umfassende IT-Infrastruktur. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre IT-Abteilungen über das notwendige Know-how verfügen, um diese Systeme zu integrieren und zu warten. Gegebenenfalls muss man sich externe Expertise im IT-Bereich hinzuziehen.

Datenmanagement

Datenmanagement: Mit der Digitalisierung im Einkauf geht auch eine erhebliche Zunahme an Daten einher. Unternehmen müssen in der Lage sein, diese Daten effizient zu verwalten und zu analysieren, um fundierte Entscheidungen treffen zu können. Dies erfordert nicht nur geeignete Software, sondern auch qualifizierte Mitarbeiter. Provokant gesagt: „Shit in – shit out“!

Sicherheitsrisiken: Die zunehmende Digitalisierung erhöht das Risiko von Cyberangriffen. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre digitalen Systeme durch geeignete Sicherheitsmaßnahmen geschützt sind, um sensible Daten und Transaktionen zu sichern.

Change Management

Veränderungsmanagement: Die Einführung digitaler Technologien im Einkauf erfordert oft eine Veränderung der Unternehmenskultur und der Arbeitsweise. Mitarbeiter müssen entsprechend geschult und motiviert werden, um die neuen Systeme effektiv zu nutzen. 

Praxisbeispiele der Digitalisierung im Einkauf

Um die Vorteile der Digitalisierung im Einkauf zu verdeutlichen, ist es hilfreich, einige Praxisbeispiele aus verschiedenen Branchen zu betrachten.

Beispiel 1: Automobilindustrie – Just-in-Time-Beschaffung

In der Automobilindustrie spielt die Just-in-Time-Beschaffung eine entscheidende Rolle. Hier hat die Digitalisierung im Einkauf zu einer revolutionären Veränderung geführt. Ein führender Automobilhersteller hat beispielsweise ein digitales Lieferantenportal eingeführt, welches es ermöglicht, den gesamten Beschaffungsprozess in Echtzeit zu überwachen. Dadurch können Lieferungen exakt auf den Produktionsbedarf abgestimmt werden, was die Lagerhaltungskosten erheblich reduziert. Außerdem werden durch die digitale Vernetzung mit den Lieferanten potenzielle Engpässe frühzeitig erkannt, sodass alternative Beschaffungswege rechtzeitig geplant und ggf. auch umgesetzt werden können.

Beispiel 2: Einzelhandel – Automatisierte Nachbestellung

Im Einzelhandel ist die Digitalisierung im Einkauf ebenfalls weit fortgeschritten. Ein großes Einzelhandelsunternehmen hat ein automatisiertes Nachbestellsystem implementiert, das auf der Auswertung von Verkaufsdaten basiert. Sobald ein Produkt eine bestimmte Lagermenge unterschreitet, wird automatisch eine Nachbestellung ausgelöst. Diese Automatisierung führt zu einer optimalen Bestandsverwaltung, reduziert Fehlbestände und minimiert die Lagerkosten. Gleichzeitig ermöglicht das System eine dynamische Preisverhandlung mit den Lieferanten, basierend auf aktuellen Marktpreisen und Bestellmengen.

Beispiel 3: Lebensmittelindustrie – Transparente Lieferkette

Ein weiterer Bereich, in dem die Digitalisierung im Einkauf signifikante Fortschritte gebracht hat, ist die Lebensmittelindustrie. Hier hat ein führender Lebensmittelkonzern Blockchain-Technologie in seiner Lieferkette implementiert. Die Blockchain ermöglicht eine lückenlose Rückverfolgbarkeit aller Zutaten und Produkte von der Quelle bis zum Endkunden. Dies erhöht nicht nur die Transparenz, sondern auch die Sicherheit, da im Falle eines Problems schnell identifiziert werden kann, wo in der Lieferkette es aufgetreten ist. Diese Praxis sorgt für Vertrauen bei den Verbrauchern und reduziert das Risiko von Rückrufaktionen und somit auch eine Reduzierung möglicher Folgekosten. 

Beispiel 4: Maschinenbau – Predictive Procurement

Im Maschinenbau setzt ein führendes Unternehmen auf Künstliche Intelligenz, um den Einkauf zu optimieren. Das Unternehmen nutzt Predictive Procurement, um den besten Zeitpunkt für den Einkauf von Rohstoffen und Komponenten vorherzusagen. Durch die Analyse von Markttrends, saisonalen Schwankungen und historischen Daten schlägt das System die optimale Bestellzeit und Menge vor, um Kosten zu minimieren und Lieferengpässe zu vermeiden. Diese digitale Strategie hat dazu geführt, dass das Unternehmen seine Materialkosten um 15 % senken konnte.

Best Practices für die Digitalisierung im Einkauf

Um die Digitalisierung im Einkauf erfolgreich umzusetzen, sollten Unternehmen einige bewährte Praktiken berücksichtigen:

Frühzeitige Planung: Eine gründliche Planung ist entscheidend für den Erfolg der Digitalisierung im Einkauf. Unternehmen sollten ihre Prozesse analysieren und klare Ziele definieren, bevor sie mit der Implementierung digitaler Systeme beginnen.

Schrittweise Umsetzung: Es ist ratsam, die Digitalisierung im Einkauf schrittweise umzusetzen, um Risiken zu minimieren und die Akzeptanz bei den Mitarbeitern zu erhöhen. Eine schrittweise Einführung ermöglicht es, die Systeme kontinuierlich zu optimieren und an die Bedürfnisse des Unternehmens anzupassen. Eine Einführung aller Ideen würde zu deutlich geringerer Akzeptanz- und ggf. auch Überforderung der Mitarbeiter führen. 

Einbeziehung der Mitarbeiter: Die Digitalisierung im Einkauf erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen der IT-Abteilung und den Einkaufsteams. Mitarbeiter sollten frühzeitig in den Prozess einbezogen und umfassend geschult werden, um die neuen Systeme effektiv nutzen zu können.

Kontinuierliche Überwachung und Anpassung: Die Digitalisierung im Einkauf ist ein dynamischer Prozess. Unternehmen sollten ihre digitalen Systeme kontinuierlich überwachen und bei Bedarf anpassen, um sicherzustellen, dass sie den sich ändernden Anforderungen gerecht werden.

Zukunftsaussichten der Digitalisierung im Einkauf

Die Digitalisierung im Einkauf wird auch in Zukunft eine zentrale Rolle spielen. Mit der weiteren Entwicklung von Technologien wie Künstlicher Intelligenz, Blockchain und dem Internet der Dinge (IoT) werden sich neue Möglichkeiten eröffnen, um Einkaufsprozesse noch effizienter und transparenter zu gestalten.

Ein vielversprechender Trend ist der Einsatz von KI im Einkauf. KI kann dabei helfen, große Datenmengen zu analysieren und fundierte Entscheidungen zu treffen. Beispielsweise können KI-Algorithmen Preisentwicklungen vorhersagen und Unternehmen dabei unterstützen, den besten Zeitpunkt für eine Bestellung zu finden.

Auch Blockchain-Technologie könnte die Digitalisierung im Einkauf vorantreiben. Durch den Einsatz von Blockchain können Transaktionen sicher und transparent abgewickelt werden, was das Vertrauen zwischen Unternehmen und Lieferanten stärkt.

Die Digitalisierung im Einkauf ist mehr als nur ein vorübergehender Trend – sie ist eine notwendige Entwicklung, um in einer globalisierten und zunehmend digitalisierten Welt wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Vorteile der Digitalisierung im Einkauf sind offensichtlich: Effizienzsteigerung, Kostensenkung, erhöhte Transparenz und verbesserte Lieferantenbeziehungen. Allerdings dürfen die damit verbundenen Herausforderungen nicht unterschätzt werden.

Unternehmen, die die Digitalisierung im Einkauf erfolgreich umsetzen möchten, müssen technologische Komplexität bewältigen, ein effektives Datenmanagement sicherstellen und auf Sicherheitsrisiken vorbereitet sein. Mit einer sorgfältigen Planung, einer schrittweisen Umsetzung und der Einbeziehung aller beteiligten Mitarbeiter können Unternehmen jedoch die Vorteile der Digitalisierung im Einkauf voll ausschöpfen und ihre Position im Markt nachhaltig stärken.

Die Digitalisierung im Einkauf ist somit ein entscheidender Hebel für den Erfolg moderner Unternehmen und wird in den kommenden Jahren auch immer weiter an Bedeutung gewinnen.