IT-Einkauf: Schlüssel zur erfolgreichen
Technologie- und Kostensteuerung im Unternehmen

Joshua Weißenberger - Kivanc Karakoc | Sourcing & Consulting

Joshua Weißenberger
CONSULTANT & INTERIM MANAGER SUSTAINABILITY & PURCHASING

IT-Einkauf

In der modernen Geschäftswelt ist der IT-Einkauf eine unverzichtbare Funktion, die über den Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens entscheiden kann. Der IT-Einkauf umfasst die Beschaffung von Hardware, Software, Cloud-Diensten und anderen technologischen Lösungen, die für den Betrieb eines Unternehmens notwendig sind. Besonders in einer zunehmend digitalisierten Welt ist es entscheidend, den IT-Einkauf strategisch zu planen, um nicht nur die Betriebskosten zu senken, sondern auch die Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens zu steigern. Dieser Beitrag beleuchtet die wesentlichen Aspekte des IT-Einkaufs und zeigt anhand eines Praxisbeispiels auf, wie Unternehmen ihren IT-Einkauf optimieren können.

Was ist IT-Einkauf?

Beim IT-Einkauf handelt es sich um den Prozess der Beschaffung von technologischen Gütern und Dienstleistungen, die für den täglichen Betrieb eines Unternehmens notwendig sind. Dazu gehören unter anderem:

  • Hardware: Computer, Server, Netzwerkausrüstung, Mobilgeräte und andere physische Geräte.

  • Software: Lizenzen für Betriebssysteme, Unternehmenssoftware, Sicherheitslösungen und branchenspezifische Programme.

  • IT-Dienstleistungen: Cloud-Computing, IT-Beratung, Outsourcing von IT-Aufgaben oder Wartungsverträge.

  • Netzwerk- und Kommunikationslösungen: Telekommunikationsdienste, VPN-Zugänge, Datenmanagementlösungen.

Der IT-Einkauf ist somit viel mehr als die bloße Beschaffung von Computern oder Softwarelizenzen. Er umfasst eine Vielzahl von Technologien und Dienstleistungen, die aufeinander abgestimmt sein müssen, um den Betrieb des Unternehmens reibungslos zu unterstützen. Dabei spielt auch die Berücksichtigung von Faktoren wie Datensicherheit, Skalierbarkeit und langfristige Wartungs- und Betriebskosten eine entscheidende Rolle.

IT-Beschaffungssystems

Bedeutung des strategischen IT-Einkaufs

Ein gut strukturierter IT-Einkauf kann den Unterschied zwischen einem Unternehmen, das auf dem neuesten technologischen Stand arbeitet, und einem, das Schwierigkeiten hat, mit der Konkurrenz Schritt zu halten, ausmachen. Die folgenden Aspekte verdeutlichen, warum der IT-Einkauf eine strategische Priorität sein sollte:

  1. Kostenmanagement: Technologische Ausgaben sind in vielen Unternehmen eine der größten Kostenstellen. Durch kluge Verhandlungen und die Auswahl der richtigen Produkte können erhebliche Kosten eingespart werden.
  2. Flexibilität und Skalierbarkeit: Ein gut durchdachter IT-Einkauf sorgt dafür, dass die technologischen Lösungen flexibel und skalierbar sind. Dies ermöglicht es Unternehmen, auf Veränderungen in der Nachfrage oder im Geschäftsumfeld schnell zu reagieren.
  3. Sicherheitsmanagement: Der IT-Einkauf spielt eine zentrale Rolle bei der Gewährleistung der IT-Sicherheit. Die Auswahl der richtigen Hardware, Software und Sicherheitslösungen ist entscheidend, um Bedrohungen wie Hackerangriffe, Datenlecks oder Systemausfälle zu minimieren.
  4. Technologische Innovation: Unternehmen, die ihre IT-Landschaft kontinuierlich modernisieren, sind besser in der Lage, technologische Innovationen zu nutzen und Wettbewerbsvorteile zu erlangen. Dies betrifft vor allem Bereiche wie Künstliche Intelligenz, Cloud Computing oder Automatisierungslösungen.

Praxisbeispiel: Optimierung des IT-Einkaufs in einem Dienstleistungsunternehmen

Ein mittelständisches Dienstleistungsunternehmen mit 300 Mitarbeitern hatte sich in den letzten Jahren stark auf die Expansion konzentriert und dabei die IT-Infrastruktur vernachlässigt. Der IT-Einkauf wurde hauptsächlich von der IT-Abteilung durchgeführt, ohne eine klare Strategie oder langfristige Planung. Es kam immer wieder zu Überkäufen von Lizenzen, ineffizienten Hardwareinvestitionen und einem Wildwuchs an IT-Dienstleistern, was zu steigenden Betriebskosten und veralteten Systemen führte.

Um diese Probleme zu beheben, entschloss sich die Geschäftsführung, den IT-Einkauf neu zu organisieren und effizienter zu gestalten. Hier ist der Prozess der Optimierung im Detail beschrieben:

Bestandsaufnahme IT

Schritt 1: Bestandsaufnahme der IT-Landschaft

Zunächst wurde eine umfassende Bestandsaufnahme der vorhandenen IT-Infrastruktur durchgeführt. Dies umfasste die Analyse aller im Einsatz befindlichen Hardware und Software sowie der bestehenden IT-Dienstleister. Hier stellte sich heraus, dass viele Softwarelizenzen doppelt oder gar nicht mehr genutzt wurden und einige Geräte veraltet waren. Zudem wurden über 20 verschiedene IT-Dienstleister in Anspruch genommen, ohne dass klare Vereinbarungen über Servicelevel und Supportzeiten existierten.

IT-Einkaufsstrategie

Schritt 2: Definition einer IT-Einkaufsstrategie

Auf Grundlage der Bestandsaufnahme wurde eine IT-Einkaufsstrategie entwickelt. Diese Strategie legte fest, welche technologischen Investitionen in den nächsten drei Jahren priorisiert werden sollten und wie der IT-Einkauf insgesamt effizienter gestaltet werden konnte. Ein zentraler Punkt war die Einführung von Rahmenverträgen mit einigen wenigen, aber dafür strategisch wichtigen IT-Lieferanten, um bessere Konditionen und eine höhere Qualität der Dienstleistungen zu gewährleisten.

IT-Beschaffungssystems

Schritt 3: Einführung eines zentralen IT-Beschaffungssystems

Um den IT-Einkauf effizienter und transparenter zu gestalten, wurde ein zentrales IT-Beschaffungssystem implementiert. Dieses System ermöglichte es, alle Bestellungen von Hardware, Software und IT-Dienstleistungen über eine zentrale Plattform abzuwickeln. Mitarbeiter konnten über das System ihre Anforderungen eingeben, die dann von der IT-Abteilung geprüft und freigegeben wurden. Dadurch wurde sichergestellt, dass alle Einkäufe den Unternehmensrichtlinien entsprachen und keine unnötigen Ausgaben getätigt wurden.

Schritt 4: Schulung und Einbindung der Mitarbeiter

Ein wesentlicher Bestandteil der IT-Einkaufsoptimierung war die Schulung der Mitarbeiter. Sowohl in der IT-Abteilung als auch in den Fachabteilungen wurden Schulungen durchgeführt, um die Mitarbeiter mit dem neuen Beschaffungssystem vertraut zu machen und sie für die Bedeutung eines strukturierten IT-Einkaufs zu sensibilisieren. Gleichzeitig wurde die Rolle des IT-Einkaufs klarer definiert und die Zuständigkeiten zwischen den Abteilungen neu geregelt.

Ergebnisse der Optimierung

Die Umsetzung dieser Maßnahmen führte zu signifikanten Verbesserungen. Innerhalb eines Jahres konnten die IT-Betriebskosten um 20 Prozent gesenkt werden, hauptsächlich durch die Reduzierung der Anzahl der IT-Dienstleister und die Bündelung der Einkäufe. Die Einführung des zentralen IT-Beschaffungssystems führte außerdem zu einer schnelleren und effizienteren Abwicklung von IT-Bestellungen, wodurch die IT-Abteilung mehr Zeit für strategische Aufgaben hatte.

Zudem konnten durch die bessere Verhandlungsmacht gegenüber den Lieferanten die Konditionen für Hardware und Software verbessert werden. Dies hatte zur Folge, dass das Unternehmen auf eine modernere und leistungsfähigere IT-Infrastruktur zugreifen konnte, die auch zukünftige Wachstumsanforderungen abdeckt.

Herausforderungen im IT-Einkauf

Trotz der vielen Vorteile, die eine Optimierung des IT-Einkaufs mit sich bringt, gibt es auch Herausforderungen, die Unternehmen berücksichtigen müssen:

  1. Technologischer Wandel: Die rasante Entwicklung in der IT-Branche erfordert ein hohes Maß an Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Der IT-Einkauf muss sicherstellen, dass die gewählten Lösungen zukunftssicher und skalierbar sind.

  2. Sicherheitsanforderungen: IT-Sicherheit spielt eine immer wichtigere Rolle im IT-Einkauf. Die Auswahl von sicheren Technologien und Dienstleistern ist entscheidend, um das Unternehmen vor Cyberangriffen und Datenverlusten zu schützen.

  3. Koordination mit anderen Abteilungen: Der IT-Einkauf betrifft oft mehrere Abteilungen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen IT, Einkauf und Fachabteilungen ist notwendig, um sicherzustellen, dass die richtigen Lösungen beschafft werden und gleichzeitig die Unternehmensziele unterstützt werden.
  4. Komplexität der Verträge: IT-Verträge, insbesondere für Softwarelizenzen und Cloud-Dienste, sind oft komplex. Der IT-Einkauf muss in der Lage sein, diese Verträge zu verstehen und im Interesse des Unternehmens zu verhandeln.

Fazit

Der IT-Einkauf ist ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmensstrategie und darf nicht als bloßer Verwaltungsprozess betrachtet werden. Durch eine strategische Herangehensweise können Unternehmen ihre Betriebskosten senken, die Effizienz steigern und gleichzeitig sicherstellen, dass sie technologisch auf dem neuesten Stand bleiben.

Das oben genannte Praxisbeispiel zeigt deutlich, wie wichtig es ist, den IT-Einkauf strukturiert zu organisieren und langfristig zu planen. Mit den richtigen Systemen, Schulungen und Lieferantenstrategien kann der IT-Einkauf erheblich zum Erfolg eines Unternehmens beitragen.

Unternehmen, die den IT-Einkauf optimieren, profitieren nicht nur von Kosteneinsparungen, sondern auch von einer verbesserten Flexibilität, Sicherheit und Innovationskraft. Somit wird der IT-Einkauf zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil in einer immer digitaler werdenden Geschäftswelt.